Interview mit Johanna von Vegan.Essen:
Naturidyll: Johanna, schön, dass du dir Zeit für ein Interview genommen hast!
Johanna: Danke, dass ihr mich gefragt habt, ich freue mich auch.
Naturidyll: Die wichtigste Frage zuerst: Warum ist vegan essen gerade so ein großer Trend?
Johanna: Ich denke, einerseits gibt es immer mehr Menschen, die Dinge hinterfragen und Ungerechtigkeiten (auch Tieren gegenüber) nicht mehr einfach so hinnehmen. Eine große Rolle spielt aber sicher auch, dass es uns heute so gut geht, wie noch nie zuvor: Wir sind die ersten, die es sich leisten können und die die Möglichkeit haben – sei es jetzt durch vegane Restaurants oder Ersatzprodukte im Supermarkt – sich pflanzlich zu ernähren. Und natürlich wird die vegane Bewegung auch sehr stark von den sozialen Medien getragen. Mein Kanal ist ja nicht der einzige vegane Foodblog auf Instagram. Hier inspirieren und motivieren sich alle gegenseitig, man fühlt sich nicht so alleine mit der eigenen Weltanschauung und kann sich mit Gleichgesinnten verbinden. Ohne das Internet hätte sich Veganismus wahrscheinlich nicht so breit etablieren können, wie das gerade der Fall ist.
Naturidyll: Du hast gerade deinen Foodblog angesprochen – was findet man denn auf deiner Instagramseite?
Johanna: Hauptsächlich Rezepte zum Nachkochen: Das reicht vom veganen Mac’n’Cheese über crunchy Tofusticks bis hin zu Kichererbsenlaibchen. Ich würde sagen, da findet sich für jeden Geschmack das passende Rezept. Für WienerInnen ist vielleicht auch interessant, dass ich immer wieder vegane Restaurants und Produkte aus dem Supermarkt teste. Besonders wichtig ist mir dabei immer, dass die Produkte soweit es geht biologisch, regional und saisonal sind. Denn das Bio-Fleisch aus der Region für die konventionelle Avocado aus Mexiko zu tauschen, ist finde ich nicht zielführend.
Naturidyll: Klingt, als würdest du Veganismus nicht nur positiv sehen. Gibt es noch mehr, dass du an der veganen Ernährung kritisierst?
Johanna: Zum einen finde ich, wie bereits erwähnt, dass auch vegan nicht unbedingt nachhaltig bedeuten muss. Am nachhaltigsten ist immer noch die Lebensweise unserer Großeltern: wenig Konsum und wenn, dann aus der Region. Aber da das zugegebenermaßen in der heutigen Zeit kaum noch machbar ist, stellt die vegane Ernährung schon eine gute Alternative dar.
Ein Problem ist allerdings die Selbstgefälligkeit, die ich manchmal in der veganen Community sehe. Vegan ist super und es wäre toll, wenn mehr Menschen sich für vegane Ernährung zu interessieren beginnen. Aber trotzdem finde ich es nicht ok, wie manche VeganerInnen auf Nicht-VeganerInnen herabschauen. Ich glaube, es wird oft vergessen, dass sich viele einen veganen Lebensstil nicht leisten können, oder keinen Zugang zu Informationen darüber haben. Klar ist es ein politisches Statement, wenn ich vegan lebe, aber ich sollte auch andere Lebensstile akzeptieren können. Also kurz gesagt: weniger Selbstbeweihräucherung in der veganen Community. Über vegane Ernährung diskutieren ist ok, aber wenn dann auf Augenhöhe.
Naturidyll: Hast du Tipps für Leute, die das mit dem Vegan Essen einmal ausprobieren möchten, aber noch zögern?
Johanna: Klein anfangen: Vielleicht zuerst nur ein bis zweimal pro Woche etwas Veganes essen, oder das Lieblingsgericht in einer veganen Variante ausprobieren. Es hilft auch, wenn ihr ein veganes Gericht findet, das den persönlichen Geschmack trifft und bei dem ihr euch nicht „zwingen“ müsst, vegan zu essen.
Sucht euch einen „veganen Buddy“ oder zumindest jemanden aus eurem Umfeld, der euer Vorhaben unterstützt. Auf jeden Fall solltet ihr nicht zu hart mit euch selbst sein – Ausnahmen sind immer erlaubt! Auch wenn nur jede zweite Mahlzeit vegan ist, kann das schon große Auswirkungen haben.
Naturidyll: Gesundheit, Klima, Tierschutz – Was ist aus deiner Sicht der beste Grund vegan zu werden?
Johanna: Für mich ist es eindeutig der Tierschutz: Wer schon einmal eine Doku über Schlachthäuser gesehen hat, weiß wovon ich spreche. Ein positiver Nebeneffekt ist aber sicher auch, dass es besser für das Klima ist, wenn wir weniger Tiere essen.
Beim Thema persönliche Gesundheit kann man, denke ich, nicht verallgemeinern: Wir sind alle so unterschiedlich, dass es DIE eine perfekte Ernährung für alle nicht geben kann. Jede/r hat andere Bedürfnisse und es gibt auch wirklich Menschengruppen, denen Ärzte vom Veganismus abraten. Vegan zu sein ist für mich eher eine politische Haltung, als eine Diät – ich zeige damit, dass mir nicht egal ist, wie wir andere Lebewesen behandeln.
Naturidyll: Was kommt bei dir zu Ostern auf den Tisch?
Johanna: Ein veganes Osterfest ist am Anfang wirklich eine Herausforderung, weil die klassische Osterjause ja hauptsächlich aus Eiern und Osterschinken besteht. Als VeganerIn kann man sich da entweder bei der reichen Palette an Fleisch- und Käseersatzprodukten bedienen oder man kreiert eine ganz eigene Osterjause. Zum Beispiel könnte man einen Linsenbraten machen, ein veganes Gulasch mit Knödeln oder einen guten Auflauf. Im Grunde kann man jedes Rezept in einer pflanzlichen Version nachkochen.
Ich werde mich heuer den Teigwaren widmen – in den nächsten Tagen sind ein Rezept für vegane Osterpinzen und veganes Osterbrot geplant.
Naturidyll: Wir sind gespannt! Danke für die interessanten Einblicke und viel Glück weiterhin mit deinem Foodblog.
Johanna: Vielen Dank, hat mich sehr gefreut!
Johanna ist Studentin und betreibt seit einem halben Jahr den rasant wachsenden Foodblog Vegan.Essen auf Instagram. Sie selbst ist seit einem Jahr leidenschaftliche Veganerin und gerade diese Tatsache macht ihren Foodblog einzigartig. Mit jeder Menge Humor und Experimentierfreudigkeit nimmt Johanna ihre FollowerInnen täglich mit und macht Lust auf veganes Kochen.